Das ist japanische Lebenskunst, mitten in der Katastrophe. »Im Prinzip leben die Japaner in der Gegenwart und denken nicht viel an die ferne Zukunft. Deshalb fehlt ihnen die Angst.« Das sind Worte des großen japanischen Philosophen Shuichi Kato. Er diktierte sie mir wenige Tage nach dem Erdbeben von Kobe im Jahr 1995, als über 6000 Menschen unter den Trümmern der bis dahin schwersten Nachkriegskatastrophe in Japan starben. Heute ist alles viel schlimmer. Nach dem Beben kam auch noch der Tsunami. Viel mehr Opfer werden unter den Trümmern an der ostjapanischen Küste vermutet. Aber eines bleibt: »In Kobe offenbarten sich die Fähigkeiten der Zivilgesellschaft. In der Notsituation standen die Menschen Schlange, als warteten sie vor einem Museumseingang. Das war sehr rational und sehr solidarisch«, beobachtete Kato damals.